Compasso-Jahresausblick mit Martin Kaiser

Martin Kaiser, was war Ihr persönliches Compasso-Highlight im 2019?
Zwei Highlights gilt es meiner Meinung nach besonders hervorzuheben: Einmal ist es das Ressourcenorientierte Eingliederungsprofil (REP) als Teil des Paradigmenwechsels hin zur Ressourcenorientierung und in diesem Zusammenhang die Weiterentwicklung des SIM Arbeitsfähigkeitszeugnisses. Im Krankheitsfall und bei Unfall haben Arztzeugnisse eine zentrale Bedeutung. Sie vermeiden eine Über- oder Unterforderung und helfen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei einer passenden Rückkehr an den Arbeitsplatz. Die Swiss Insurance Medicine (SIM) hat deshalb per 2019 ein neues, aussagekräftiges Arztzeugnis entwickelt. Zusätzlich zum Arbeitsfähigkeitszeugnis der SIM werden Angaben über die Anforderungen und Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz über das REP von Compasso ausgetauscht. Das vereinfacht die Rückkehr vor allem bei teilweiser Arbeitsfähigkeit, weil die Belastbarkeit vom Arbeitnehmer klar beschrieben wird. Besonders wichtig sind mir bezüglich REP vor allem auch die Rückmeldungen aus Arbeitgeber- und Ärzteschaft: der Einsatz des REP funktioniert! Und zwar mit einem guten Preis-/Leistungsverhältnis: Mit überschaubarem Aufwand werden die Chancen auf die Erhaltung des Arbeitsplatzes – bspw. auch bei Burnout-Situationen – deutlich verbessert. Das freut mich besonders.

Das zweite Highlight ist die Publikation unserer neu entwickelten Systemlandkarte, die eine erstmalige Orientierungshilfe für Arbeitgeber und Systempartner in der beruflichen Eingliederung darstellt. Sie unterstützt diese bei der beruflichen Eingliederung respektive beim Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit. Erstmals sind die sechs häufigsten Prozesse der beruflichen (Wieder-)Eingliederung in sogenannten Systemlandkarten dargestellt. Sie visualisieren die Schnittstellen zwischen Arbeitgeber und Systempartnern und zeigen die Zusammenhänge transparent auf. Wichtige Systempartner wie bspw. der Schweizerischer Versicherungsverband SVV, die IV-Stellenkonferenz IVSK oder auch das Bundesamt für Gesundheit BAG haben Compasso massgeblich bei der Erstellung der Orientierungshilfe unterstützt.

Rückblickend war bereits der Beginn des Jahres sehr erfolgreich: Mit je einer Veranstaltung in der Westschweiz und im Tessin konnte sich Compasso in der entsprechenden Region noch besser positionieren. Spannende Referate zu der Compasso Studie «Jung und beeinträchtigt – ein erfolgreicher Weg in die Arbeitswelt» und dem Ressourcenorientierten Eingliederungsprofil (REP) von Fachpersonen aus Privatwirtschaft und Bund sorgten für grosses Publikum und Berichterstattung in den lokalen Medien.

Welche Projekte sind für 2020 geplant?
Der thematische Schwerpunkt im 2020 ist Vermittlung. Dies hauptsächlich im Rahmen des gemeinsamen Projekts mit dem Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB). Ziel des Projektes ist es, Arbeitgeber über die Möglichkeiten der beruflichen Eingliederung und Inklusion noch besser zu informieren und die zahlreichen Angebote zur praktischen Umsetzung auf der Website besser zur Verfügung zu stellen. Wir verfügen bereits über einfache, praxistaugliche Angebote, die noch abgerundet werden können, vor allem aber auch besser bekannt gemacht werden müssen. Eine Ergänzung des Angebots braucht es vor allem auch noch zur beruflichen Eingliederung von Menschen mit einer Beeinträchtigung aus einer Behinderung. Ich spüre bei vielen Arbeitgebern eine wachsende Bereitschaft, auch diese Menschen am beruflichen Alltag teilhaben zu lassen. Es gibt aber grosse Unsicherheiten, worauf man dabei achten muss, dass es nicht nur beim Versuch bleibt, sondern zur Erfolgsgeschichte für alle Involvierten wird. Dafür können wir Arbeitgebern noch ein besseres Rüstzeug zur Hand geben. Auch neue Praxisbeispiele dazu können einen guten Beitrag leisten.

Im Rahmen dieses Projektes werden Arbeitgeber in der Folge mit einer schweizweiten Kommunikations- und Informationsoffensive zum Thema weiter sensibilisiert und informiert. Damit möchten wir auch unsere Präsenz in der Westschweiz und im Tessin noch weiter stärken und unsere Arbeit in diesen Landesteilen noch breiter bekannt machen.

Welche Ziele verfolgt Compasso mittelfristig?
Die Durchsetzung des ressourcenorientierten Eingliederungsprofils REP in der Praxis wird noch lange unseren Einsatz erfordern. Das Potenzial ist gross, bis sich aber ein solches Instrument in der Fläche durchsetzt, braucht es realistischerweise Jahre und noch viele Erfolgsbeispiele, die wir kommunizieren können. Dabei ist das Mitziehen all unserer Partner im Netzwerk von grosser Bedeutung. Der Ball liegt insbesondere auch bei den Sozial- und Privatversicherern und der Ärzteschaft. Compasso setzt auch in Zukunft auf die enge und konstruktive Zusammenarbeit mit diesen wichtigen Systempartnern als Multiplikatoren.

Compasso hat eine wegweisende Systematik entwickelt, die es noch breiter anzuwenden gilt: Die möglichst rasche Erfassung von Potenzial und Ressourcen von Menschen, die aus dem Arbeitsmarkt gefallen sind, ist von grosser Bedeutung. Gewinnen könnten dabei alle: Die betroffenen Menschen, die dadurch entlasteten Sozial- und Privatversicherungen und die Wirtschaft, die in Zukunft aufgrund der demografischen Alterung der Gesellschaft noch deutlicher auf alle personellen Ressourcen angewiesen sein wird. Hier werden wir uns auch mittelfristig engagieren und Impulse setzen.