Nach einer schweren Hirnverletzung war Herr S. während langer Zeit krank geschrieben. Der Vorgesetzte und sein Team haben sich von Anfang an sehr dafür eingesetzt, dass der Mitarbeiter wieder mit dem Arbeiten beginnen und nach seinen Möglichkeiten Tätigkeiten ausführen kann. In einem mehrmonatigen Arbeitsversuch wurde zusammen mit dem Vorgesetzten, dem Team und dem JobCoach der IV Zürich die Leistungsfähigkeit von Herrn S. geprüft und mögliche Arbeiten definiert. In der Folge kam es zu einer Weiteranstellung in einer angepassten Tätigkeit und einem tieferen Pensum.
Die Schweizerische Post Zürich

Wie ist es zur Eingliederung gekommen? (Arbeitgeber)
Wie ist es zur Eingliederung gekommen? (Arbeitnehmer)
Meine Gehirnblutung hat mich von einem Tag auf den anderen aus dem Berufsalltag herausgerissen. Knapp ein halbes Jahr später ist mir das Ausmass der Folgen meiner Erkrankung für mein Leben bewusst geworden. Mir war von Anfang an klar, ich werde alles daran setzen, wieder im Beruf und vor allem in meinem Team arbeiten zu können. Das ist mir auch in einem sehr eingeschränkten Umfang nach einem Jahr gelungen. Mit therapeutischen Arbeitsversuchen und dem Einsatz und Zuspruch meines Vorgesetzten, war die Mitarbeit für ein paar Stunden die Woche möglich. Ich hatte massive Zukunftsängste, die mir durch die Integrationsmassnahmen, durch das Team und durch meinen Vorgesetzten schrittweise genommen wurden. Das Vertrauen aller in mich war eine sehr wertvolle Motivation.

Herr S. ist nicht mehr in der Lage, seine hochqualifizierte Tätigkeit (Kaderposition in der Qualitätssicherung Briefpost mit 100% Pensum) von früher auszuüben. Er kann aber nach abgeschlossenem Arbeitsversuch und abgelaufener Lohnfortzahlung einfachere, standardisierte, administrative Arbeiten im seinem Team und im Stab des Briefzentrums Zürich-Mülligen mit einem Pensum von 15% (30% Tagwerk bei 50% Leistung) wahrnehmen. Leistungsfähigkeit und Arbeitsinhalt werden dabei zusammen mit dem Mitarbeiter regelmässig überprüft und allenfalls angepasst.
Herr S. und die Arbeitgeberin wurden während der Phase der Wiedereingliederung von einem JobCoach der IV während mehreren Monaten unterstützt. Die Leistungsfähigkeit von Herrn S. und die möglichen Tätigkeiten hat mehrheitlich die Arbeitgeberin selber geprüft und mit seiner Zustimmung festgelegt. Dabei hat sich gezeigt, dass es für alle Beteiligten wichtig ist, gemeinsam Erwartungen zu formulieren und Ziele zu definieren. Ausschlaggebend für das Gelingen der Reintegration war vor allem der starke Willen des Vorgesetzten und des Teams, entsprechende Tätigkeiten auch ausserhalb des eigenen Fachgebiets zu suchen und diese entsprechend den Fähigkeiten des betroffenen Mitarbeiters anzupassen und zu schulen.
Herausforderungen und Empfehlungen des neuen Arbeitgebers
Wichtigster Erfolgsfaktor für eine Eingliederung nach Krankheit oder Unfall sind der Wille des Arbeitgebers, insbesondere des Vorgesetzten und des Teams, einen Mitarbeitenden zu integrieren. Voraussetzung und sehr wichtig für Arbeitgeberin und Mitarbeiter ist darüber hinaus, dass man für den Mitarbeitenden trotz gesundheitlicher Einschränkungen Tätigkeiten definieren kann, welche dieser in einer guten Qualität und Quantität selbständig ausführen kann und damit auch einen produktiven Beitrag zu leisten vermag. Wichtig ist auch, sich nicht nur auf die Hilfe von Dritten (Institutionen, Behörden, medizinische Berichte, etc.) zu verlassen und abzuwarten, sondern selber aktiv zu klären, welche Möglichkeiten vorhanden sind.
Dabei ist es wichtig, gemeinsam mit allen Beteiligten das Vorgehen, Ziele und Erwartungen zu formulieren und diese regelmässig zu überprüfen und wenn erforderlich anzupassen. Für eine Erfolgreiche Integration ist das Augenmerk zudem auf die beteiligten Mitarbeitenden zu richten. Allfällige Befürchtungen, Sorgen und Ängste sind im Team zu thematisieren und Lösungen zu suchen.
Persönliche Erfahrung (Arbeitnehmer)
Gerade bei einer Hirnverletzung mit völliger, körperlicher Genesung, ist es immer wieder schwer zu fassen, dass man nicht mehr dasselbe leisten kann wie früher. Die Schaltzentrale ist beschädigt worden und man musstäglich neu lernen, üben, wiederholen, an sich glauben und an einer kontinuierlichen Verbesserung der geistigen Leistung arbeiten. Das gelingt mir seit der regelmässigen Arbeit mit Menschen und der täglichen Herausforderung besser als vorher im klinischen und häuslichen Schongang. Meine Grenzen sind mir heute bewusst und ich habe mit ihnen zu leben gelernt – ebenso mein berufliches Umfeld. Ich bin nachhaltig beeindruckt, wie sehr man mich als Mensch und als Teammitglied schätzt, denn ohne den Glauben an mich, hätte ich die Eingliederung nicht so gleitend und damit an meine Möglichkeiten angepasst, erleben dürfen. Ich bin sehr dankbar für die Einstellung, die mein Arbeitgeber, mein Vorgesetzter und mein Team gezeigt haben in der grössten Krise meines Lebens.