SBB

Verkehr und Lagerei
Gesamte Schweiz
Praxisbeispiel SBB

Wie ist es zur Eingliederung gekommen?

Der heute 43-jährige SBB Mitarbeiter, Herr A., ist bereits im August 1990 ins Unternehmen SBB eingetreten. Nach seiner Grundausbildung zum Gleisbauer wurde er bei Infrastruktur in Brig eingesetzt. Seine Tätigkeit erfolgte ausschliesslich im Freien.

Im Dezember 2011 erkrankte Herr A. so schwer, dass es ihm aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich war, seine angestammte Tätigkeit als Gleisbauer weiterhin auszuführen. Diese Situation erforderte ein völliges Umdenken.

Praxisbeispiel SBB

In einem ersten Schritt wurde Herr A. im Rahmen einer Schontätigkeit weiterhin in Brig beschäftigt – er wurde für Tätigkeiten im Lager eingesetzt. Gleichzeitig wurde seitens Unternehmens SBB geplant, den Standort Brig in Bezug auf die Lagerbewirtschaftung auszubauen. Im Sinne einer beruflichen Reintegration wurde eine definitive Anstellung von Herrn A. im Lager Brig angestrebt und Herr A. erhielt am 1. Februar 2014 einen neuen Vertrag als Logistiker mit Dienstort Brig. Der Reintegrationsprozess wurde SBB-intern als Case Management-Prozess durch eine Gesundheitsmanagerin geführt. Der Verbleib an dieser Stelle setzte jedoch den Erwerb des Fähigkeitsausweises Logistiker EFZ voraus. In Zusammenarbeit mit der IV-Stelle Brig, Herrn Z., wurde Herr A. berufsbegleitend zum Logistiker EFZ ausgebildet – die Ausbildung erfolgte in Form einer Nachholbildung nach Art. 32 BBV.  Ende Juni 2016 konnte Herr A. seine Ausbildung erfolgreich abschliessen. In der Zeit der Ausbildung wurde Herr A. von seinem Vorgesetzten, Herrn R. , in allen beruflichen Belangen unterstützt.

Die IV-Stelle Brig hat die Umschulung von Herrn A. in Form von Taggeldzahlungen unterstützt.  Herr Z. , Eingliederungsverantwortlicher der IV-Stelle Brig, meint, dass eine Umschulung für die IV „daily business“ sei – allerdings nicht als Nachholbildung nach Art. 32 BBV. Herr Z. sieht diese Form der Umschulung kritisch, da diese Form der Ausbildung ein selbstverantwortliches Lernarrangement und damit hohe Anforderungen an die auszubildende Person stellt. Er bevorzugt die herkömmliche Form der Grundausbildung mit Lehrvertrag.

Herausforderungen und Empfehlungen des neuen Arbeitgebenden

Herr R., der Vorgesetzte von Herrn A. bestätigt, dass die Zeit der Ausbildung Herrn A.  und auch ihn stark in Anspruch genommen hat. Der Aufbau des Lagers Brig, der parallel zur Ausbildung von Herrn A. erfolgte, forderte viel Zeit und Energie. Herr R. ist eigentlich im Französisch sprachigen St. Maurice stationiert, was den Austausch zwischen den beiden zusätzlich – auch sprachlich – erschwert hat. So erfolgte der fachliche Austausch einerseits durch verschiedene Aufenthalte von Herrn A. im Lager St. Maurice und zum andern durch regelmässige Besuche von Herrn R. im Lager Brig. Herr R. erklärt, dass sich die Rolle des Logistikers innerhalb von SBB Infrastruktur erst etablieren musste – mittlerweile wird jedoch diese vielseitige Tätigkeit von den Mitarbeitenden sehr geschätzt. Die Ausbildung eines Mitarbeiters in Form einer Nachholbildung nach beurteilt Herr R. als positiv – allerdings gilt es, die Rahmenbedingungen (Schulbesuch, überbetriebliche Kurse etc.) vorab genau zu definieren. Aus seiner Sicht ist das Erlangen eines Fähigkeitsausweises von grosser Wichtigkeit, da der Berufsabschluss EFZ auf dem Schweizer Arbeitsmarkt stärker gewichtet werde als eine langjährige Berufserfahrung.

Persönliche Erfahrungen von Herrn A.

Herr A. beschreibt die Zeit bis zum Erwerb des Fähigkeitsausweises als grosse Herausforderung – der Vater von 2 Kindern hat viel Zeit und Kraft in seine Ausbildung investiert. Die theoretische Fachausbildung hat sich Herr A. durch die Teilnahme am Unterricht am Berufsbildungszentrum IDM und an der Berufsfachschule Oberwallis Brig erworben. Angesprochen auf den Altersunterschied zu den andern Auszubildenden meint Herr A., dass er einen guten Kontakt zu all den „Jungen“ gepflegt habe. Von „den Jungen“ habe viel über den Umgang mit der Informatik gelernt  – die „Jungen“ hätten dafür von seiner Lebenserfahrung und Gelassenheit profitiert. Rückblickend empfand Herr A. die Ausbildung als sehr anstrengend. Als Erwachsener war er ganz auf sich selber gestellt – einen Ausbildungsplan gibt es in dieser Form der Berufsbildung nicht. Auch die Beschaffung sämtlicher Informationen bezüglich Schulbesuch, Kursangebot etc. lag in der Verantwortung von Herrn A. Dass er jetzt einen EFZ in der Tasche hat und weiterhin fest bei der SBB angestellt ist, macht Herrn A. stolz!