Frau S. hat von Anfang an einen guten Eindruck hinterlassen und hat uns durch ihre sympathische Art überzeugt, dass sie auch mit diesem, für den IT-Bereich doch grösseren Handicap, eine gute Wahl ist. Anfängliche Bedenken, dass es wegen der Sehbehinderung zu grösseren Einschränkungen bei verschiedenen Einsatzbereichen kommt, konnte Frau S. anhand von Beispielen ausräumen. Hilfreich war hier sicher auch ein Probe-Tag um einen Eindruck zu bekommen.
Zürcher Kunstgesellschaft

Wie ist es zur Eingliederung gekommen? (Arbeitgeber)
Wie ist es zur Eingliederung gekommen? (Arbeitnehmerin)
Nach meiner im Juli 2018 abgeschlossenen Lehre als Informatikerin EFZ bei der Band-Genossenschaft, stand für mich nie in Frage, dass ich arbeiten möchte. Ich habe ein Job auf dem normalen Arbeitsmarkt gesucht und habe mich auf die ausgeschriebene Stelle im Kunsthaus Zürich beworben. Das Interesse vom Kunsthaus war von Anfang an da. Bei einem Telefongespräch hat mir die Personalleiterin ein paar Fragen gestellt, wie ich aufgrund der Sehbehinderung bestimmte Aufgaben in meinem Job mit welchen Hilfsmitteln erledige. Nach diesem Gespräch folgten die Vorstellungsgespräche und die Anstellung. Ich bin für die Informations- & Kommunikationstechnik im Kunsthaus Zürich zuständig.

Frau s. hat sich bei uns in der Band-Genossenschaft um eine Lehrstelle in der Berufsbildung Informatik (B-INF) beworben. Sie hat uns im Bewerbungsgespräch überzeugt und somit haben wir Sie zu einer Schnupperwoche eingeladen. Während dieser Woche haben die Berufsbildner der Abteilung B-INF Ihre Fähigkeiten und auch die Sozialkompetenzen nachgeprüft. Durch die positiven Ergebnisse konnten wir Frau Vivien Stadler einen Lehrvertrag ausstellen. Wie üblich hat auch Sie eine dreimonatige Probezeit absolviert. Der erfolgreiche Abschluss der Lehre als Informatikerin EFZ hat sie nach vier Jahren im 2018 geschafft. Diese Jahre hat sie sowohl im Basislehrgang der Band-Genossenschaft wie auch in externen Praktika absolviert.
Der Kostenträger IV finanzierte die berufliche Ausbildung, das Wohnen im Wohnheim Acherli, die benötigten Hilfsmittel und die Zusammenarbeit mit der Blindenschule Zollikofen. Nachteilsausgleich für eine Prüfungserleichterung in den Allgemein schulischen Fächer und berufskundige schulische Fächer, 50% Zeitzuschlag für Prüfungssituationen und Aufgaben.
Herausforderungen und Empfehlungen des neuen Arbeitgebenden
Die Anfangshürde war sicherlich ein Verständnis und eine Vorstellung über die Auswirkung auf die tägliche Arbeit zu bekommen. Nach den ersten 4 Wochen kann ich sagen, dass es aus meiner Sicht sehr auf den individuellen Mensch ankommt. Wenn eine betroffene Person gelernt hat, wie man sich bei verschiedenen Situationen behelfen kann und somit jeweils den besten Weg für sich findet, ist dies entscheidend. Anders würde es aussehen, wenn man die Einschränkung als Ausrede ansehen würde. So braucht es zwar am Anfang etwas mehr Zeit um visuelle Aspekte der Situation zu erfassen, jedoch stehen mit steigender Erfahrung und kennenlernen der Umgebung die gleichen Eignungspunkte im Vordergrund wie für jeden anderen Menschen auch.
Persönliche Erfahrung (Arbeitnehmerin)
Die grösste Herausforderung ist der Support vor Ort bei den Benutzern. Dafür brauche ich dann jeweils die Bildschirmlupe von Windows, oder wenn ich genau weiss, wie ich zu welchem Menü gelange, kann ich es auch mit dem Benutzer zusammen machen. Wenn ich offen damit umgehe, dass ich eine Sehbehinderung habe, sind meine Kunden darauf eingestellt und haben Verständnis dafür. Eine weitere Schwierigkeit ist das Ein- und Umstecken von (Netzwerk-)Kabeln. Dafür benutze ich dann die Handykamera und mache mir ein Foto davon, wie die Steckdose beschriftet ist.